Das Gemach der Königin

Verträumt in den tristen Mittagshimmel starrend saß die zukünftige Königin Britanniens auf einem schmalen Mauervorsprung vor der größten Lichtquelle in ihrem Gemach. Guinevere hatte die Beine dicht an den Körper gezogen und die Arme darum gelegt, sodass sie fast kindlich wirkte.
Ihre dunklen Locken fielen ihr ungebändigt über die schmalen Schultern und standen in einem schönen Kontrast zu ihrem bordeauxfarbenem Kleid, das sich eng an ihren Körper schmiegte.
Seit dem Sieg über die sächsische Streitmacht und ihrem Umzug nach Camelot wirkte sie oft nachdenklich, ja fast melancholisch.
Der jungen Frau fehlte ihre Freiheit. Sie vermisste die Wälder Britanniens, in denen sie früher so viel Zeit verbracht hatte.
Hinter den hohen Mauern Camelots fühlte sie sich eingesperrt, ihre neue Heimat war ihrer Auffassung nach nicht mehr als ein goldener Käfig...
Und dennoch hatte sie noch nie mit dem Gedanken gespielt die Last, die auf den Schultern einer Königin liegen würde, abzuwerfen und zu fliehen.
Dafür hatte sie zu lange um ihr Land gekämpft.

Guinevere ließ ihren Blick über die weitläufigen Felder Camelots schweifen, spielte mit einer Haarsträhne und seufzte leise.
Sie war an diesem Morgen bereits früh aufgestanden um den Hofdamen bei den Vorbereitungen für die anstehenden Zeremonien zu helfen, jedoch ließen diese sie kaum einen Handgriff tun. Verstand sie nicht. Sie würde bald Königin sein, ja... aber machte sie das zu einem anderen Menschen? Offenbar schon. Schlußendlich war sie ohne einen Ton zu sagen in ihr Gemach zurückgekehrt und hatte irgendwann beschlossen, der städtischen Taverne im Laufe des Nachmittages einen Besuch abzustatten, um nicht vor Langeweile zu sterben.

Artus war auf den Weg zu Guinevere´s Gemach, zu seiner zukünftigen Verlobten er seufzte leicht warum wurde die Welt auf einmal so viel komplizierter als noch vor wenigen Tagen.
Den die Führung einer Gruppe Soldaten zu übernehmen war eine leichte Sache für ihn aber jetzt sollte er gleich ein ganzes Volk anführen? In letzter Zeit verfolgten ihm viele Selbstzweifel war es richtig in zum König von Britannien machen zu wollen, wäre er ein guter Herrscher? Oder wurde er das Land in den Abgrund führen?

Er schüttelte leicht sein Haupt um seine Gedanken zu ordnen, was hatte er nur für ein Problem? Er kehrte gerade vom Feldzug gegen das Sachsenheer zurück er war siegreich wurde mit einer wunderschönen jungen Frau verlobt, und zum Anwärter auf das Amt des Königs berufen. Vermutlich hatte er nur Angst, Angst etwas falsches zu tun vermutlich suchte er auch deshalb in letzter Zeit immer wieder Guinevere auf sie war im Moment die einzige Person die ein ähnliches Schicksal wie er erlangt hatte und somit verstand sie ihm einfach derzeit am besten von allen. Nachdem er an der Tür angeklopft hatte öffnete er diese und steckte den Kopf durch den Türspalte dabei sah er Guinevere beinahe kindlich wirkend auf einem Mauervorsprung im Raum sitzen wie sie aus dem Fenster in den Mittagshimmel blickte. Dabei versuchte er nicht gerade bedrückt, zu wirken und tauschte sein nachdenklichen Gesicht gegen ein leichtes freundliches lächeln aus und begann nachdem er sie eine Weile schweigend beobachtet hatte langsam zu sprechen.

„ Ich grüße meine zukünftige Gattin, ich hoffe ich störe dich im Moment nicht bei etwas meine liebste Gwen.“ Dabei fiel ihm erst wirklich auf welch ein Glück er doch hatte eine so schöne Frau zur Gemahlin zu haben. Außerdem ist sie eines der freundlichsten Wesen die er bisher in seinem Leben kennen lernen durfte und nebenbei auch nicht gerade auf den Kopf gefallen. Er öffnete nun die Tür weiter und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türpfosten und musterte sie von oben bis unten.

Dadurch das Guinevere so in Gedanken versunken war überhörte sie sowohl das Klopfen wie auch das leise Knirschen als sich die schwere Eichenholztüre aufschob. Sie bemerkte die Anwesenheit ihres zukünftigen Gemahls erst, als dieser das Wort ergriff und fuhr im ersten Augenblick beinah erschrocken herum. Mit Besuch hatte sie nicht gerechnet - und mit seinem Besuch schon gar nicht, war sie doch der Meinung gewesen, dass er viel zu viel zu tun hätte.
Dennoch freute sie sich. In den letzten Wochen waren die beiden immer mehr zusammengewachsen und auch wenn sie sich ohne all diese Verpflichtungen bestimmt nicht so schnell vermählen lassen hätten, war da doch eine tiefe Zuneigung seitens Guinevere.

Als sie sich gefangen hatte stand die zukünftige Königin Britanniens auf um ihren Gemahl mit einem sachten Kuss auf die Wange zu begrüßen. Sie sah ihm einen Moment in die Augen und erwiderte dann schon wieder leichtmütiger:
"Nein, du hast mich gerade davor gerettet, vor Langeweile zu sterben."
Was durchaus wahr war. Sie mochte es nicht herumzusitzen und nichts zu tun. Aber etwas anderes fiel ihr im Moment noch nicht zu.
"Ich wollte mich auf den Weg in die Taverne machen, um ein wenig aus diesem Käfig auszubrechen."
Im Anschluss an ihre Worte schenkte sie ihm ihr wunderschönstes Lächeln, wusste sie doch, dass er es nicht gutheißen würde, wenn sie solche Orte aufsuchen wollte. So war das nun mal - als Königin geziemte sich so etwas nicht.

Bei Guinevere´s Aussage sie wolle sich auf den Weg zur Taverne begeben um diesem Käfig etwas zu entrinnen legte er den Kopf leicht schief und sah sie Anfangs ernst an. Sie ist bald eine Königin ihn störte es weniger das sich solche Ausflüge ihn ihrer Stellung nicht geziemen, dennoch war es eher die Sorge die ihn plagte immerhin gab es viele Verrückte auf den Straßen die nur darauf warteten das eine unschuldige junge Frau alleine durch die Straßen und Gassen wandert.

„Du weißt du solltest so etwas nicht tun, und dabei mache ich mir immer Sorgen wenn du alleine unterwegs bist. Ich würde dir ja Lancelot gerne als Begleiter mit auf dem Weg geben aber er ist wie du weißt immer noch ans Bett gefesselt.“ Er selbst hatte einfach zu viel zu tun, die ganzen Vorbereitungen, die Audienzen er hatte es im Moment einfach satt sich mit Beratern, Fürsten und Geistlichen rumzuschlagen die mit ihm Debatten führen wollen was das Beste zum Wohle des Landes wäre. Und den einzigen halt den er im Moment empfand waren die wenigen Stunden die ihm blieben in denen er sich einfach mit seinen Freunden umgeben kann. Dazu kam auch noch das bezaubernde lächeln das ihm Guinevere schenkte und sein Entschluss stand fest er hatte sich eine Pause verdient.

„ Na ja ich bin im Moment auch den Aufgaben eines Königs überdrüssig, die ganzen Debatten mit den Beratern und Geistlichen sind einfach anstrengend wenn du willst begleite ich dich.“ Meinte er schließlich und zwang sich dabei zu einem leichten lächeln. Wer konnte dieser Frau nur eine bitte abschlagen? Er wollte einfach das sie glücklich war immerhin ist sie auch andere Dinge gewöhnt und er will sie hier nicht einsperren wie ein wildes Tier in einem Käfig.

Die junge Frau hatte gewusst, dass ihr zukünftiger Gemahl so reagieren würde. Sie fand es nicht abwegig dass Artus sich Sorgen machte, schließlich war sie in der Schlacht gegen die Sachsen beinahe gestorben. Aber trotzdem. Wenn sie etwas wollte, konnte sie unheimlich dickköpfig sein, was ganz Camelot schon zu spüren bekommen hatte. Irgendwo war Guinevere eben doch noch das sture kleine Mädchen, dass seinen Kopf durchsetzen wollte. Als Artus wieder das Wort ergriff verschränkte sie die Arme und zog einen Schmollmund. Natürlich, dessen war sie sich ja bewusst. Und auf Lancelots Gesellschaft konnte sie verzichten.
Trotz der Tatsache dass er ihr das Leben gerettet hatte, hatte sich Guineveres Auffassung ihm gegenüber nicht geändert. Sie dankte ihm zwar für seine Hilfe und war auch schon des Öfteren an seinem Bett gewesen, aber sie hielt ihn dennoch für einen arroganten und eigenwilligen Mann, weshalb sie ständig mit ihm gestritten hatte.
Sie wollte auf Artus Aussage etwas erwidern, aber da sprach er schon wieder weiter und zauberte mit seinen Worten ein Lächeln auf Guineveres Lippen.

"Oh ja, begleite mich...!" sie fiel ihm förmlich um den Hals, griff dann nach seiner Hand und schnappte sich mit der anderen ihren Umhang.
"Komm lass uns gehen, bevor du es dir anders überlegst oder dich irgendeiner deiner Berater erwischt..." Sie zog Artus mit sich aus der Tür und schloß diese betont leise, um ja kein Aufsehen zu erregen.
Dann machten sie sich auf den Weg zur Taverne

TBC: Die Taverne

OOC: Kannst deinen nächsten Post gerne gleich in der Taverne machen